INTERVIEW MIT ANTJE KRÖGER

wbh: Magst du unseren Leser*innen kurz von deiner Arbeit und deinem Leben erzählen.

Ich bin die Idee von FRESSE ZEIGEN STATT FRESSE HALTEN und mittlerweile eine von vielen, die dieses Projekt durchführen, am Laufen halten, dafür brennen, daran arbeiten. Wir wollen bis zum 17. August 500 Fressen fotografieren, filmen, anhören … Ab 25. August online zeigen, 500 Fressen „Zur Positiven Einflussnahme auf die Landtagswahl am 01.09.2019 in Sachsen & Aufbau eines nachhaltigen Netzwerkes von Kreativen, Künstlern & Kulturschaffenden aus LEIPZIG und UMGEBUNG“. Eine so größenwahnsinnige Idee, dass es wahrscheinlich „nur“ 250 (innerhalb eines Monats, denn so jung ist dies Projekt) werden, aber solch wunderbare FRESSEN mit lebensbejahenden FÜRs für unsere Gesellschaft und manchmal spannenden Ideen, wie wir den Planeten Erde wieder auf Kurs bringen können (das habe ich geliehen von einem Teilnehmer gestern!). Unsere Fressen sind nicht nur ein Politisches Konzept, beruhend auf einem Manifest, sondern auch ein Kunstprojekt, ein Projekt für die Gesellschaft, für die Menschen, ein Projekt für die Schönheit, die Resonanz und die Energie, die wir alle so nötig brauchen, um eine träge Masse zu bewegen. Ich bin Künstlerin, unsere Protagonisten sind Kreative, Kulturschaffende und Künstler, die Idee eines Netzes schwebt im Raum, die Durchführung einer analogen Ausstellung und einer Party natürlich … Alles nach dem 1. September, denn dann wird natürlich weiter gemacht!

wbh: Wo bist du aktiv, wofür engagierst du dich und trittst du ein?

Schlagworte: Kommunale Atelierräume, autofreie Städte, Konsumverweigerung, Kunst im Raum, Kunst im Kopf, Kunst im Herzen, Gemeinsame Dinner auf der Straße …

wbh: Wie fühlt es sich an, Politik aktiv mitzugestalten?

Herz(er)wärmend.

wbh: Warum ist es wichtig, dass sich jede*r mit Politik beschäftigt und diese aktiv mitgestaltet und wie?

Wir gestalten selbst, Werkzeuge haben wir dafür genug in die Hand bekommen. Ich denke nicht in Wichtigkeiten, sondern in Aufgaben, das bitteschön muss jeder mündige Bürger*in.

wbh: Wie kann man die Themen Politik, Beschäftigung mit Demokratie und unseren Grundwerten stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen?

Sich zeigen, laut und leise sein in den richtigen Momenten, nicht gelten lassen: „Das war schon immer so + Da kann man eh nix machen.“

wbh: Was ist unser Erbe, was ist unsere Zukunft? 

Kampf und Kampf.

wbh: Was wünschst du dir für ein besseres menschliches Miteinander?

Verlässlichkeit. Wenn du solch ein Projekt startest, merkst du, dass dies der Wert ist, auf dem alles aufbaut.

wbh: Was bedeuten für dich Freiheit, Schutz der Menschenwürde und Gleichberechtigung?

Humanismus.

wbh: Wie wichtig sind Kunst und Kultur, Bildung, Medienkompetenz, Soziales, Jugendhäuser und psychologische Betreuung für unser Zusammenleben?

Fangen wir an mit zugänglicher und „runder“ Bildung für alle. Darauf können wir aufbauen.

wbh: Im Hinblick auf die Landtagswahl im Sep 2019: Was kann jede*r Bürger*in aktiv tun, um dem Rechtsruck mit demokratischen Mitteln entgegenzuwirken? 

Hinschauen. Und zwar genau! Erinnern. Und zwar genau. Wirken. Und zwar konkret. 

wbh: Was sind deines Erachtens in Sachsen und Brandenburg die Gründe für den Aufstieg der Rechtspopulisten bei der Europa- und Kommunalwahl?

Der Umgang mit Menschen nach dem Oktober/November 1989 und die Verteilung/Veräußerung des Vermögens der DDR und die Übernahme eines bestehenden Grundgesetzes, Parteiensystems, bestehender Strukturen. 

wbh: Angenommen, Rechtspopulisten ziehen in Sachsen zur Landtagswahl mit den gleichen Ergebnissen wie nach der Europa- und Kommunalwahl in den Sächsischen Landtag ein, welche Auswirkungen kann das für die Gesellschaft, Politik, Kunst und Kultur, Bildung und Soziales haben?

Rückschritt.

wbh: Wie kann man Demokratie-Initiativen und Protagonist*innen vor Ort aktiv unterstützen und ihr Engagement stärken?

Energie in Form von gutem Essen vorbeibringen!

wbh: Wie kann man Nichtwähler*innen erreichen, damit sie wählen gehen?

Demokratischer Zwang.

wbh: Wie kann man Menschen, die sich benachteiligt und abgehängt fühlen, bspw. Menschen, die nach dem Mauerfall viel verloren haben, Angst um ihre Existenz und vor Überfremdung haben, erreichen und in die Gesellschaft zurückholen?

Basisarbeit. Viel Basisarbeit leider. Zurück in die erste Klasse. Ne Menge Aufklärung und dann auf lebenslanges Lernen vorbereiten.

wbh: Warum haben deines Erachtens Menschen Angst vor „dem bösen schwarzen Mann“, vor Migrant*innen und Muslimen?

Warum habe ich als Kind Angst, alleine (nachts) in den Wald zu gehen?

wbh: Meinst du, viele Menschen fühlen sich von Politiker*innen nicht entsprechend ihrer Meinung vertreten und abgeholt? Herrscht eine große Kluft zwischen Politiker*innen und Bürger*innen?

Wer gestaltet Politik vor allem? Lobbyisten. Die Frage ist also eine andere …

wbh: In den sozialen Medien war zu lesen, dass man weniger auf die „Bedürfnisse“ der besorgten und Wutbürger*innen eingehen soll, sondern eher auf die unserer Jugend. Wie siehst du das?

Ist die Jugend denn nicht wütend? 

wbh: Wie wichtig sind Zivilgesellschaft und Zivilcourage?

Was soll das „zivil“? Gesellschaft und Courage gehören zwingend zusammen. Jeder Teil einer Gesellschaft muss für die anderen Teile einstehen, kämpfen, sie auch bestrafen usw. Das ist schon per Definition so.

wbh: Wie können wir unsere Demokratie schützen und stärken?

Fühlen, denken, machen. Weniger so viele geschlossene Fragen stellen, sondern Freiräume für offene Antworten schaffen.

wbh: Was verbindest du mit: Wir sind mehr!

Wir sind nicht mehr. Wir sind wir. Und alle. Und: wir gehören zusammen.

wbh: Was bedeutet für dich: Wir bleiben hier!

Auch hier wiederhole ich mich. Energie und Kraft an den richtigen Stellen. Nicht statisch sein. Alles fließt. (Heraklit)

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