„DIE DEMOKRATIE IST WEIBLICH“ – INTERVIEW MIT SCHWARWEL TEIL 1

Die nächsten Tage, bis zur #ltw19, stellen wir Sebastian Krumbiegel und Schwarwel Fragen zur Entstehung des Songs und Musikvideos „Die Demokratie ist weiblich“.
Beide Künstler geben uns aus ihrer Sicht Einblick in die Produktion, über die Entstehung und wie sie sich für die Stärkung unserer Demokratie einsetzen.

Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen.

wbh: Wie war deine Reaktion, als Sebastian dich anrief und dich fragte, ob du sein neues Video „Die Demokratie ist weiblich“-Video produzieren, schneiden und Regie führen möchtest?

Ganz ehrlich? Ich dachte: „Ach, du Scheiße!“

Nicht, weil ich Sebastian oder den Song nicht mag, sondern, weil ich aus Erfahrung weiß, was alles an so einer Produktion für vier Minuten dranhängt und dass es ein laaanger Weg ist, wenn man so eine ambitionierte Idee wie Sebastian hat: Ganz viele Leute singen lippensynchron zu einem Lied, um sich für Demokratie stark zu machen.

Wenn man ein dickes Budget, jede Menge Zeit und ein eingespieltes Team dafür zur Verfügung hat, ist das sicher realisierbar, aber von allen drei Sachen war am Anfang nichts da. Da war nur Sebastian mit seiner Idee, vor den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg nochmal irgendwie Palermo zu machen und den Leuten den Rücken zu stärken, um sich im Alltag und an der Wahlurne für demoratische Grundwerte und gegen Menschenfeindlichkeit, Diskriminierung, Rassismus, Hass und Hetze zu stellen.

Da ich Sebastian als langjährigem Freund jedoch kaum etwas abschlagen kann und uns als Glücklicher Montag Demokratiearbeit in jedweder Form seit Jahren am Herzen liegt, haben Sandra und ich kurz unsere Studiokapazitäten gecheckt und dann Ja gesagt, wohlwissend, dass das ein heißer Ritt werden würde.

Die Arbeit im Schneideraum war von vorneherein das geringste Problem, da wissen ich und wir, was wir tun.

Die Herausforderung für Sebastian und uns bestand darin, die Mitmacher*innen anzufragen, ihnen kurz und präzise unsere Vorstellung ihres Parts vorzuschlagen und zu vermitteln, allen Text, Musik und unseren kurzgehaltenen Drehplan zu schicken – und dann die Ergebnisse per Datentransfer einzusammeln, damit wir alles schneiden und minimal aufhübschen können …

Das Video sollte von Anfang an rauh und authentisch rüberkommen, aber ein paar Qualitätsstandarts sind natürlich Pflicht: sendefähiges HD, alle Protagonist*innen müssen für die Rezipienten gut ausgeleuchtet und sofort klar erkennbar sein, die Textsicherheit muss stimmen … das war für uns drei ein gutes Stück Arbeit, weil wir bei keinem der Einzeldrehs mit dabei bzw. vor Ort waren. Das ging alles über WhatsApp, SMS, FB-Chat, E-Mail oder Telefon und wäre ohne die so oft geschltenen Neuen Medien gar nicht möglich gewesen.

Hut ab: Sebastian hat eine große Kondition und ein gerüttelt Maß an sturer Zielstrebgkeit dabei gezeigt, mit dem Großteil der im Video Auftretenden alles selbst abzukaspern, nachdem wir uns unseren Masterplan zurechtgelegt hatten. Er hat einfach alle angequatscht und immer wieder Leute neu motiviert, bspw. unbrauchbare Videoteile neu zu senden und er hat manche halbgare, unsichere Zusage in ein sendefähiges Ergebnis verwandelt, indem er sich nicht zu schade war, die Leute nochmal anzurufen, wenn sie ihren selbstorganisierten Dreh in ihrem eigenen Stress einfach nach hinten schieben mussten. Das lief in den allerallermeisten Fällen eins zu eins, ohne aufgeblasene Managementabteilungen, Zickenalarm oder wichtigtuerische Producer – denn das war vor Beginn der Produktion meine größte Sorge, weil sowas immer sehr viel Zeit und Nerven kostet und die Laune am Machen in den Keller zieht. Auf sowas habe ich keinen Bock mehr. Und deshalb war es großartig, dass unsere Videoproduktion ohne all solchen unnötigen Musikbranchenschmus ausgekommen ist.

Darin liegt für mich persönlich auch der wahre Wert von „Die Demokratie ist weiblich“: Die Mitmacher*innen haben auch hinter der Kamera gezeigt, dass es unkompliziert, menschlich, ohne großes Divagehabe und auf Augenhöhe miteinander funktioniert. Das war quasi gelebte Demokratie und so manches Gesicht im Video ist mir durch unsere Produktion sehr viel sympathischer geworden.

„Die Demokratie ist weiblich“ auf YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=cNtpOfSKSg4&feature=youtu.be&app=desktop&fbclid=IwAR3UVmv8GIGUQiafn4jQFU-voPWe3ljwdsuTSL-1BXWZhLM-ceJPv1MI2e

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