INTERVIEW MIT RALPH RUTHE

wbh: Magst du unseren Leser*innen kurz von deiner Arbeit und deinem Leben erzählen.

Da wüsste ich ehrlich gesagt nicht, wo ich anfangen und aufhören sollte, denn sowohl Leben als auch Arbeit sind bei mir inzwischen umfangreich. 🙂
Meine private Zeit ist bereits jetzt sehr knapp und ich möchte sie gerne mit meiner Familie verbringen (meine Frau und ich sind Eltern von knapp drei Jahre alten Zwillingen), daher bitte ich um Verständnis, dass ich nicht meine komplette Vita aufschreibe, sondern es ganz kurz mache:
Ich bin Cartoonist, Filmemacher, Autor und Bühnenkomiker.
Außerdem arbeite ich aktuell an meinem ersten Animationsfilm, der hoffentlich Ende 2022 ins Kino kommt.
Wer mehr erfahren möchte, geht einfach mal auf www.ruthe.de oder stöbert durch http://youtube.com/ruthe
Viel Spaß dabei! 🙂

wbh: Wo bist du aktiv, wofür engagierst du dich und trittst du ein?

Ich positioniere mich immer wieder öffentlich gegen Rechtspopulismus, Rassismus und für Menschlichkeit, im Netz und auf Demos. Außerdem setze ich mich für die Ziele von Fridays for Future ein.

wbh: Wie fühlt es sich an, Politik aktiv mitzugestalten?

Keine Ahnung, ob ich das tue. 
Was ich weiß ist, dass es Menschen gut tut, meine öffentlichen Stellungnahmen zu oben genannten Themen zu lesen. Denn ich werde immer wieder darauf angesprochen. In erste Linie mache ich das aber für mich. Im Internet folgen mir über 2 Millionen Menschen. Diese Tatsache nicht (auch) für solche Zwecke zu nutzen, würde sich falsch anfühlen.
 
wbh: Warum ist es wichtig, dass sich jede*r mit Politik beschäftigt und diese aktiv mitgestaltet und wie?

Meiner Ansicht nach gibt es einfach keinen Weg daran vorbei, weil die Zeit, in der wir leben, es erfordert.

wbh: Wie kann man die Themen Politik, Beschäftigung mit Demokratie und unseren Grundwerten stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen?

Indem man sie so unterhaltsam, persönlich und nachvollziehbar wie möglich transportiert.

wbh: Was ist unser Erbe, was ist unsere Zukunft? 

Ich bin leider nicht in der Position, das vorherzusagen.

wbh: Was bedeuten für dich Freiheit, Schutz der Menschenwürde und Gleichberechtigung?

Na, alles!

wbh: Wie wichtig sind Kunst und Kultur, Bildung, Medienkompetenz, Soziales, Jugendhäuser und psychologische Betreuung für unser Zusammenleben?

Das sind eigentlich viele Fragen gleichzeitig. 
Ich versuche es so zu beantworten:
Kunst und Kultur – Luft, Essen und Trinken ernähren uns, aber ohne Kunst und Kultur wäre das Leben leer.
Bildung und Medienkompetenz – sind essentiell für eine Gesellschaft, die einander versteht und vernünftig miteinander umgeht.
Soziales, Jugendhäuser und psychologische Betreuung – brauchen wir, damit auch für diejenigen in unserer Gesellschaft gesorgt ist, die Hilfe brauchen.

wbh: Im Hinblick auf die Landtagswahlen im Sep und Okt 2019: Was kann jede*r Bürger*in aktiv tun, um dem Rechtsruck mit demokratischen Mitteln entgegenzuwirken? 

Aufmerksam sein und den Mund aufmachen, wenn Dinge gesagt und getan werden, die unser Grundgesetz und menschliches Miteinander bedrohen.

wbh: Was sind deines Erachtens in Sachsen und Brandenburg die Gründe für den Aufstieg der Rechtspopulisten bei der Europa- und Kommunalwahl?

Sehr komplexes Thema. Nichts, was man in zwei Sätzen beantworten kann.
Ich empfehle einen Blick in diesen Beitrag, den ich durch einen Aufruf auf Twitter ausgelöst habe:
https://twitter.com/heutejournal/status/1133821560031207424?lang=de

wbh: Angenommen, Rechtspopulisten ziehen zur Landtagswahl in Sachsen, Brandenburg und Thüringen mit den gleichen Ergebnissen wie nach der Europa- und Kommunalwahl in den Landtag ein, welche Auswirkungen kann das für die Gesellschaft, Politik, Kunst und Kultur, Bildung und Soziales haben?

Das sollte man lieber Politikwissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler fragen, nicht Witzbildmaler.
Mein Geschichtswissen in Kombination mit meinem Vorstellungsvermögen sagen mir: keine guten.

wbh: Wie kann man Nichtwähler*innen erreichen, damit sie wählen gehen?

Bei vielen halte ich es tatsächlich für zu spät. Die Politik hat sie zu lange enttäuscht, sie sind zu oft vergessen und angelogen worden. Ansetzen muss man bei denen, die noch wählen wollen. Ihnen müssen wirklich ernstgemeinte Ziele präsentiert werden. 
Halbgares Geschwafel braucht kein Mensch mehr, jetzt zählen nur noch Visionen und Taten.

wbh: Warum haben deines Erachtens Menschen Angst vor „dem bösen schwarzen Mann“, vor Migrant*innen und Muslimen?

Weil es einfacher ist, sich jemanden, der anders aussieht als man selbst, zum Feindbild zu nehmen und alle Probleme darauf zu projizieren, als selbst aktiv zu werden und etwas zu verändern.

wbh: Meinst du, viele Menschen fühlen sich von Politiker*innen nicht entsprechend ihrer Meinung vertreten und abgeholt? Herrscht eine große Kluft zwischen Politiker*innen und Bürger*innen?

Definitiv. Geht mir bei 95% der Parteien ganz genauso.

wbh: In den sozialen Medien war zu lesen, dass man weniger auf die „Bedürfnisse“ der besorgten und Wutbürger*innen eingehen soll, sondern eher auf die unserer Jugend. Wie siehst du das?

Die „Wutbürgerinnen“ sind keine homogene Menschenmenge. Genau so wenig wie „unsere Jugend“. Mit dieser Aussage kann ich daher so nichts anfangen. Wenn mit „unsere Jugend“ Bewegungen wie Fridays for Future und mit „Wutbürgerinnen“ sowas wie PEGIDA gemeint ist, dann ja.

wbh: Wie wichtig sind Zivilgesellschaft und Zivilcourage?

Essentiell wichtig. Sie übernehmen inzwischen Aufgaben, die der Staat erledigen müssen. Und zwar dringend.

wbh: Wie können wir unsere Demokratie schützen und stärken?

Keine Rechtspopulisten wählen. Aufeinander zugehen. Verständnis und Humor zeigen.

wbh: Was verbindest du mit: Wir sind mehr!

Das Gefühl, nicht alleine zu sein mit meinen Ansichten.

wbh: Was bedeutet für dich: Wir bleiben hier!

Ich hab ehrlich gesagt eben erst davon gehört und daher würde ich lügen, wenn ich behaupte, dass ich damit etwas verbinde. Verzeihung. 😀

Foto: privat

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