INTERVIEW MIT THOMAS WILDE

wbh: Magst du unseren Leser*innen kurz von deiner Arbeit und deinem Leben erzählen.

Ich bin Englischlehrer an zwei verschiedenen Schulen in Leipzig und – mehr als nebenbei – ein fanatischer Comicsammler und Mitglied beim Leipziger Comicstammtisch, eine Gruppe engagierter Comicfans, inbesondere des MOSAIK mit den Digedags und Abrafaxen.

wbh: Wo bist du aktiv, wofür engagierst du dich und trittst du ein?

Ist Engagement auch, offen zu sagen, wenn einem etwas nicht passt und den Mut zu heben, sich gegen „Betonköpfe“ zu wenden? Dann bin ich überall aktiv, im Alltag wie im Internet.

wbh: Wie fühlt es sich an, Politik aktiv mitzugestalten?

Das möchte ich nicht so beantworten, da ich meinen eigenen Einfluss tatsächlich als nicht so entscheidend ansehe.

wbh: Warum ist es wichtig, dass sich jede*r mit Politik beschäftigt und diese aktiv mitgestaltet und wie?

Weil wir alle im Verlauf der Geschichte erlebt haben, was passieren kann, wenn man einfach nur „den Lämmern folgt“. Man stürzt ab oder wird gefressen.

wbh: Wie kann man die Themen Politik, Beschäftigung mit Demokratie und unseren Grundwerten stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen?

Indem man ständig den Mut hat, sich gegen Dummheit zu wehren, indem man außerdem nicht „wegsieht“, wenn unsere Grundrechte etc. in Gefahr geraten.

wbh: Was ist unser Erbe, was ist unsere Zukunft?

Unser Erbe sind intelligente Menschen, sind Dichter, Musiker, Eltern. Oftmals scheue ich mich jedoch davor, darüber nachzudenken, wie unsere Zukunft aussieht, solange viele Menschen Rattenfängern folgen und wir Raubbau an unserer Umwelt betreiben.

wbh: Was wünschst du dir für ein besseres menschliches Miteinander?

Dass JEDER JEDEM bereit ist zuzuhören, ihm im Notfall zu helfen, dass der „schnöde Mammon“ nicht als das Nonplusultra aufzutreten versucht.

wbh: Was bedeuten für dich Freiheit, Schutz der Menschenwürde und Gleichberechtigung?

Ganz kurz: Das sind Grundlagen des menschlichen Miteinanders, die leider nicht überall auf der Welt selbstverständlich sind.

wbh: Wie wichtig sind Kunst und Kultur, Bildung, Medienkompetenz, Soziales, Jugendhäuser und psychologische Betreuung für unser Zusammenleben?

Da ich selbst „aus der Branche“ komme: Natürlich sind das Grundlagen eines vernünftigen Lebens miteinander. Auch hier muss ich leider sagen, dass diese Faktoren „im Abnehmen“ sind. Das sage ich NICHT als „alter greiser Mann“, sondern als Mensch, der selbst so erzogen wurde und groß geworden ist.

wbh: Im Hinblick auf die Landtagswahl im Sep 2019: Was kann jeder Bürger*in aktiv tun, um dem Rechtsruck mit demokratischen Mitteln entgegenzuwirken?

Als ALLERERSTES: ÜBERHAUPT wählen gehen, anstatt die Floskel „Ich selbst ändere ja sowieso nichts“ zu bemühen.

wbh: Was sind deines Erachtens in Sachsen und Brandenburg die Gründe für den Aufstieg der Rechtspopulisten bei der Europa- und Kommunalwahl?

Das hat ganz viele Ursachen. Dazu zählt aber in erster Linie das Versprechen der Rattenfänger-Populisten, etwas ändern zu wollen oder gar zu können. Dies treibt vor allem die eben weniger Nachdenkenden in ihre Arme …

wbh: Angenommen, Rechtspopulisten ziehen in Sachsen zur Landtagswahl mit den gleichen Ergebnissen wie nach der Europa- und Kommunalwahl in den Sächsischen Landtag ein, welche Auswirkungen kann das für die Gesellschaft, Politik, Kunst und Kultur, Bildung und Soziales haben?

Wie bereits erwähnt: Ich glaube, DANN würde sich zeigen, woraus die „Rattenfänger“ ihre leeren Versprechungen ziehen: Aus Hass und persönlichem Interesse. VORTEILE für „Otto Normalverbraucher“ würden jedenfalls nicht entstehen, im Gegenteil.

wbh: Wie kann man Demokratie-Initiativen und Protagonist*innen vor Ort aktiv unterstützen und ihr Engagement stärken?

Indem man Andersdenkende auf deren Initiativen und Aktivitäten hinweist.

wbh: Wie kann man Nichtwähler*innen erreichen, damit sie wählen gehen?

Da ist JEDER gefragt, solche Leute anzusprechen, sollte man darauf aufmerksam werden.

wbh: Wie kann man Menschen, die sich benachteiligt und abgehängt fühlen, bspw. Menschen, die nach dem Mauerfall viel verloren haben, Angst um ihre Existenz und vor Überfremdung haben, erreichen und in die Gesellschaft zurückholen?

Nur durch persönlichen Kontakt und Hilfe, zwecklos wäre es, ihnen Tipps geben zu wollen.

wbh: Warum haben deines Erachtens Menschen Angst vor „dem bösen schwarzen Mann“, vor Migrant*innen und Muslimen?

Warum??? Warum habe ICH Angst vor Spinnen? Weil sie anders aussehen als ich? Keine Ahnung. Leider tun bestimmte „BILDungs“medien im Zuge des vermeintlich besseren Verkaufes ihrer Gazetten genug, um die Angst zu schüren, ob das nun bewusst oder unbewusst geschieht …

wbh: Meinst du, viele Menschen fühlen sich von Politiker*innen nicht entsprechend ihrer Meinung vertreten und abgeholt? Herrscht eine große Kluft zwischen Politiker*innen und Bürger*innen?

Leider ja. Das mag auf Kommunalebene anders sein, ist es aber auf höheren Ebenen sicher so.

wbh: In den sozialen Medien war zu lesen, dass man weniger auf die „Bedürfnisse“ der besorgten und Wutbürger*innen eingehen soll, sondern eher auf die unserer Jugend. Wie siehst du das?

Beides. Damit aus Jugendlichen von heute eben KEINE „Wutbürger“ von morgen werden.

wbh: Wie wichtig sind Zivilgesellschaft und Zivilcourage?

Ohne beides landen wir früher oder später in Anarchie oder im Chaos.

wbh: Wie können wir unsere Demokratie schützen und stärken?

Selbst aktiv werden, wie schon oft zuvor erwähnt.

wbh: Was verbindest du mit: Wir sind mehr!

TATSÄCHLICHE Wahlergebnisse, abgesehen von den im Grunde genommen wenigen „Falschwählern“.

wbh: Was bedeutet für dich: Wir bleiben hier!

Tatsache und einzige Möglichkeit.

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